Wie sie sich beschnuppern und belauern, wie sie sich leichtfüßig tänzelnd mit harten Grooves befeuern und ihre Klangfarben gegeneinander ausspielen – eine Musik wie ein Boxkampf. Und spannend dazu.
Verliert sich die Trompete zu sehr in die Defensive, pumpt der Bass knackig-kalte Stöße durch den Ring und zerreißt die dichtgewebte perkussiv-pikante Melodie-Deckung. Und auch umgekehrt: Mauert Bläser Joo mit schnoddrig-spitzem Miles-Davis-Ton urplötzlich mächtige Soundwände, hat Zupfer Helmut mit seinen fordernden Funkriffs keine Chance - sie prallen dagegen und perlen ab wie Wassertropfen auf der Fensterscheibe. Ein schweißtreibender, ein aufregender Fight ist`s allemal. Für die Musiker Hattler/ Kraus - als Duo „The Tab Two" sowieso und für den Hörer von „Flagman Ahead“ (Virgin) schließlich auch.
Es war ganz schön mutig von den beiden Musikanten Helmut Hattler und Joo Kraus, mit Bass, Trompete, elektronischem Ventil-Instrument, Rhythmuscomputer und Sound-Playbacks in den 1990er-Jahren die Welt des Rock'n'Roll auf den Kopf stellen zu wollen. Doch welch` Wunder - es funktionierte. Und sogar sehr gut und mehrere CDs lang! Ob rasante Unplugged-Duette, voluminös arrangierte HipHop-Sequenzen mit vokalistischen Rap-Einlagen oder spritzige Fusion-Fantasien - die Jungs aus Ulm beherrschen dies und vor allem: Das stimmige Spiel mit Dynamik und mit Witz und Verstand.
Hattler (immer noch bei Kraan) und Kraus (ehemals Kraan) arbeiteten zudem sehr diszipliniert und pflegten ein gut ausbalanciertes partnerschaftliches Miteinander. Wäre das nicht der Fall gewesen, dann hätte sich das Duo-Spiel wohl schon nach dem zweiten Titel selber ausgegongt und wir alle wären ein paar Jahre lang um exquisite und energiegeladene Hörerlebnisse gebracht worden.