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"Schatten voraus" von Klaus Märkert (2016)

Clark Kind, 45 Jahre alt, kümmert sich um die zarten Dinge im Leben, rettet und betreut sie: So kratzt er platt gefahrenen Hasen und Igel von der Fahrbahn und beerdigt sie am Straßenrand, so hilft den Silberfischen in seinem Badezimmer beim Überleben. Und doch: Ein seltsamer Zufall will es, dass er plötzlich zum Killer wird und Bonnie Tyler, die Sängerin, tötet. Zudem sorgt die Eigenbedarfskündigung seines Vermieters dafür, dass er sich in aller Eile eine neue Bleibe finden muss – die Suche führt ihn ins Grauhaus.

 

Und was Clark Kind nun in diesem merkwürdigen Mietshaus mit seinen überaus wundersamen Mietern erlebt, kommt einem so vor wie eine 1.-Klasse-Geisterbahnfahrt ohne Pause zwischendurch. Die bizarren Ereignisse, aus denen der Bochumer Autor Klaus Märkert in seinem aktuellen Kurzroman „Schatten voraus“ (113 Seiten, eygennutz-Verlag) die Geschichte spinnt, stellen sich wie zum Leben erweckte Szenen aus Bildern von Hieronymus Bosch dar: Da wird eine Frau wird zum Pferd und galoppiert um den Couchtisch, ein Fuß in der Vase dient als Wohnzimmer-Deko, einem toten Killer in der häuslichen Abstellkammer wird ein Arm abgesägt, aus einzelnen Körperteilen werden puzzlemäßig Menschen wiederhergestellt. Absurd und verstörend geht’s zu innerhalb der Beziehungsgeflechte zwischen den rund ein Dutzend Personen im Grauhaus, das sich in den 17 Kapiteln mehr und mehr als ein Hort in der Zwischenwelt entpuppt, in dem Tote und Lebende Schabernack miteinander treiben.

Klaus Märkert, der Meister des Abgründigen, ist ein Erzähler, der mit seinem lakonischen Ton eine eigentümliche Melancholie in die Sprachmelodie seiner Schreibe hineinkomponiert. Der eindringliche Sound wartet mit vergnüglichem Horror und morbidem Witz auf, gibt der hintergründigen Handlung, die von schwarzhumorigem Grauen umwölkt ist, zusätzlich Pfiff, treibt sie voran und bietet dem Leser zugleich einen hohen Unterhaltungswert. Und diese spezielle Fabulierkunst fernab von Geschwätzigkeit und Effekthascherei kennt man auch aus seinen bisherigen Veröffentlichungen, mit denen sich Klaus Märkert bereits sein eigenes Genre geschaffen hat, den „Nachthumor“.

Weitere Infos im Netz: www.eygennutz-verlag.de, www.klausmaerkert.de